Was ist eine AVWS bei Kindern?
Eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) bei Kindern ist eine spezifische Form der Hörstörung, bei der das Gehirn Schwierigkeiten hat, gehörte Sprache richtig zu verarbeiten. Diese Störung ist nicht auf eine klassische Schwerhörigkeit zurückzuführen, sondern betrifft die Art und Weise, wie das Gehörte verarbeitet wird. Bei Kindern mit AVWS können verschiedene Aspekte des Hörens beeinträchtigt sein, wie zum Beispiel die Lokalisation von Geräuschen (Woher kommt das Geräusch?), die Erkennung von Mustern in der Sprache (wie Sätze oder Silben), die Unterscheidung ähnlicher Laute und Wörter (z. B. “b” und “d”), das Merken von Gehörtem (Wörter oder Sätze) und das Verstehen von Sprache in lauter Umgebung oder bei mehreren Sprechern gleichzeitig. Wenn mindestens zwei dieser Bereiche betroffen sind und die Schwierigkeiten nicht durch Aufmerksamkeitsstörungen oder eine allgemeine Entwicklungsstörung verursacht werden, spricht man von einer AVWS. Jungen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.
Diese Störung kann den Alltag und die schulischen Leistungen eines Kindes erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf eine AVWS frühzeitig eine Diagnose und entsprechende Förderung zu erhalten.
Ab wann ist eine Behandlung sinnvoll?
Eine Behandlung einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) bei Kindern ist sinnvoll, sobald Anzeichen dafür auftreten, dass Schwierigkeiten mit der Hörverarbeitung bestehen. Eine AVWS kann verschiedene Bereiche der Hörverarbeitung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigen, sodass jedes betroffene Kind ein individuelles Störungsbild zeigt. Kinder mit AVWS können bereits früh Probleme beim Spracherwerb haben und möglicherweise schon im Kindergartenalter logopädische Unterstützung benötigen. Häufiger werden die Schwierigkeiten jedoch erst mit dem Schuleintritt deutlich, wenn die Kinder Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen oder Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen aufweisen.
Bei einem Verdacht auf AVWS ist es wichtig, einen Facharzt für Hörstörungen bei Kindern (Pädaudiologe) aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können erheblich dazu beitragen, die schulischen Leistungen und die allgemeine Sprachentwicklung des Kindes zu verbessern.
Was sind mögliche Symptome?
Kinder mit einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) können in verschiedenen Bereichen Schwierigkeiten zeigen. Ein häufiges Symptom ist, dass sie in einer unruhigen Umgebung, wie bei einer Familienfeier oder im Training, Probleme haben, Gesprächen zu folgen. Dies kann sich schon im Kindergartenalter bemerkbar machen, wenn das Kind Aufforderungen des Erziehers nicht bemerkt oder häufig nachfragt.
Durch AVWS bei Kindern kann der Spracherwerb ebenfalls erschwert sein. Sie haben möglicherweise Schwierigkeiten, ähnlich klingende Laute zu unterscheiden, und benötigen länger, um neue Wörter zu lernen. Oft müssen Wörter viele Male wiederholt werden, bevor sie sicher abgespeichert sind.
Im Schulalter zeigen sich die Symptome oft in Form von Schwierigkeiten beim Bearbeiten von Wörtern, wie dem Trennen von Silben, dem Bilden von Reimen, dem Hören von Anfangs- oder Endlauten, dem Zerlegen eines Wortes in Teile oder dem Zusammensetzen einzelner Laute zu einem Wort. Diese Probleme können zu weiteren Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben führen. Es ist auch möglich, dass AVWS zusammen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche auftritt.
Was sind Ursachen einer AVWS bei Kindern?
Die Ursachen von Auditiven Wahrnehmungsstörungen sind noch nicht sicher belegt. Es wird vermutet, dass genetische Einflüsse, verzögerte Hirnreifeprozesse und Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie versuchen früh die Freude am Spielen mit der Sprache zu wecken. Durch gemeinsames Singen von Liedern, Abzählverse, Reimspiele, Rätsel- und Merkspiele können Kinder gefördert und eventuelle Schwierigkeiten früh erkannt werden.
Wie sieht eine Behandlung für auditive Wahrnehmungsstörung aus?
Bei Kindern mit einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) ist eine frühzeitige Unterstützung entscheidend, um ihre Sprachentwicklung zu fördern. Vor dem Schuleintritt wird spielerisch daran gearbeitet, dass Kinder die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Sprache erkennen. Dies unterstützt den Spracherwerb und legt wichtige Grundlagen für den späteren schulischen Erfolg. Die Therapie für Kinder mit AVWS kann verschiedene Bereiche umfassen, wie den Aufbau des Wortschatzes, das Erlernen von Reimen und erste Übungen zur Wortanalyse, wie das Erkennen von Silben und die Länge von Wörtern. Auch musikalische Elemente können in die Therapie integriert werden, um das Sprachverständnis zu fördern.
Für ältere Kinder, die bereits in die Schule gehen, konzentriert sich die AVWS-Therapie auf die sogenannten Vorläuferfähigkeiten der Schriftsprache. Hierbei wird intensiv geübt, Wörter in ihre Silben und Laute zu zerlegen, Laute in Wörtern anzuordnen, auszutauschen und zu ersetzen. Zudem wird das Erkennen und Unterscheiden ähnlicher Laute sowie das Zusammensetzen von Lauten zu Wörtern trainiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt der AVWS-Therapie ist das Training der auditiven Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. Kinder lernen, relevante Informationen aus einer Vielzahl von Wörtern herauszufiltern und sich wichtige Details aus Geschichten zu merken.
Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, in lauter Umgebung zu hören, kann der Einsatz spezieller Hörhilfen, wie einer FM-Anlage, sinnvoll sein, um die Stimme des Lehrers zu verstärken und das Verstehen zu erleichtern. Auch für Jugendliche und Erwachsene mit AVWS gibt es in Selbsthilfegruppen und Vereinen Angebote zur Unterstützung in Ausbildung und Beruf.