Was ist eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?
Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte (LKGS) ist ein Sammelbegriff für alle Spalten oder Kerben, die während der Schwangerschaft an den Lippen, dem Kiefer oder dem Gaumen entstanden sind. LKGS sind eine der häufigsten, angeborenen Fehlbildungen des Menschen (ca. eines von 500 Babys ).
Es gibt verschiedene Arten von LKG- Spalten. Sie können beispielsweise nur auf einer oder auf beiden Seiten des Gesichts entstehen und sie können vollständig oder unvollständig sein. Außerdem können Spalten nur an der Lippe auftreten (von der Oberlippe bis zum Naseneingang), an Lippe und Kiefer oder am Gaumen. Dort kann es sich nur um einen kleinen Spalt handeln oder um eine komplette Trennung des Gaumens in zwei Teile. Es können auch alle Strukturen (Lippen, Kiefer und Gaumen) betroffen sein.
Entstehung und Ursachen
Während der frühen Schwangerschaft entwickeln sich die verschiedenen Teile des Kiefers und Gesichts getrennt voneinander und wachsen dann später zusammen. Das funktioniert ähnlich wie bei einem Reißverschluss. Wenn das Zusammenwachsen nicht richtig funktioniert, bleibt eine Spalte zurück.
Die Ursachen von LKGS sind noch nicht genau geklärt. Genetische Faktoren spielen wahrscheinlich eine Rolle, weil es oft mehrere Fälle von LKGS in einer Familie gibt.
Es gibt auch Faktoren, die zu der Entstehung beitragen können. Dazu gehören Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft (z.B. Mumps oder Röteln) oder Alkohol-, bzw. Drogenkonsum während der Schwangerschaft.
Was sind mögliche Folgen?
Normalerweise sind Mundraum und Nasenraum voneinander getrennt. Bei einer Spalte des Gaumens (je nachdem, wie groß diese ist), ist diese Trennung aufgehoben. Das führt zu Problemen beim Essen und Schlucken und beim Atmen. Bei Neugeborenen kann z.B. die Muttermilch beim Trinken durch die Nase wieder herausfließen.
Werden die Kinder älter, kommt es zu Problemen bei der Aussprache. Die Kinder klingen sehr nasal (als ob sie Schnupfen hätten), viel Luft kommt beim Sprechen durch die Nase und Konsonanten (z.B. p, t, k) sind schwach oder werden ausgelassen.
Durch LKGS kann es auch zu Problemen bei der Belüftung des Mittelohrs kommen. Das kann zu häufigen Mittelohrentzündungen führen. Diese beeinträchtigen das Hören und können so auch den Spracherwerb behindern.
Wie sieht eine Behandlung aus?
Viele verschiedene Fachdisziplinen spielen bei der Behandlung von LKGS eine Rolle. Dazu gehören Kinderärzte, Chirurgen, Logopäden, Psychologen und HNO-Ärzte.
Eine frühzeitige Behandlung ist bei LKGS sehr wichtig. So können das Essen und Schlucken für den Säugling ermöglicht, bzw. verbessert werden, was für die Entwicklung fundamental ist. Außerdem kann einer Sprachentwicklungsverzögerung früh vorgebeugt werden.
Der erste Schritt ist oft eine Gaumenplatte (auch Trinkplatte). Diese verschließt den Spalt im Gaumen und trennt damit den Mundraum vom Nasenraum. Dadurch wird das Schlucken und Trinken erleichtert und der Kiefer kann in die richtige Richtung wachsen. In der Regel sind mehrere Operationen notwendig, um die Spalten zu verschließen. Wann diese durchgeführt werden, hängt vom Schweregrad, Wachstum und Alter des Kindes ab. Zum Beispiel müssen Gaumenspalten vor Beginn des Spracherwerbs verschlossen werden, so dass sich die Sprache des Kindes normal entwickeln kann. Andere Operationen können erst nach dem Ende des Wachstums durchgeführt werden.
Logopäden und Sprachtherapeuten sind oft im gesamten Prozess eingebunden. Im Säuglingsalter können Logopäden bei Problemen mit dem Trinken und Schlucken unterstützen. Wenn die Kinder älter sind, geht es vor allem um die Therapie der Aussprache. Laute werden geübt und den Kindern wird gezeigt, wie sie diese bilden müssen. Außerdem wird die sogenannte myofunktionelle Therapie angewandt, bei der die Muskulatur von Zunge und Gesicht gestärkt wird. Dadurch wird das Näseln behandelt und das Schlucken verbessert. Wenn ein Kind durch die Einschränkungen erst spät angefangen hat zu sprechen, können auch Übungen zum Wortschatz, zur Grammatik und zum Sprachverstehen helfen.