Viele Wege zur Sprache
Wenn es um die Sprachentwicklung Ihres Kindes geht, stoßen Sie vielleicht auf Begriffe wie „Sprachförderung“ und „Sprachtherapie“. Beide sind darauf ausgerichtet, Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen, doch es gibt wichtige Unterschiede, die wir hier gerne erklären.
Sprachförderung
Die Sprachförderung richtet sich an alle Kinder und hat das Ziel, sprachliche Kompetenzen auf spielerische Weise zu stärken. Sie findet oft in Kindergärten, Schulen oder speziellen Sprachförderprogrammen statt und ist besonders für Kinder gedacht, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie zusätzlichen Sprachkontakt und Anregungen benötigen. Sprachförderung hilft Kindern dabei, ihren Wortschatz zu erweitern, die Aussprache zu verbessern und ihre sprachlichen Fähigkeiten im Alltag zu entwickeln. Diese Programme richten sich oft an Kinder, die mehr Unterstützung brauchen, um altersgerechte Sprachfähigkeiten zu erreichen, ohne dass eine Sprachstörung vorliegt.
Sprachtherapie
Sprachtherapie hingegen ist eine spezialisierte, gezielte Maßnahme, die von speziell ausgebildeten Sprachtherapeuten oder Logopäden durchgeführt wird. Sie richtet sich an Kinder mit diagnostizierten Sprachstörungen, wie zum Beispiel einer verzögerten Sprachentwicklung, einer Störung der Lautbildung, einer eingeschränkten Grammatik oder Problemen beim Sprachverständnis. Die Sprachtherapie wird individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt und behandelt gezielt bestimmte Schwächen oder Störungen. Anders als die Sprachförderung findet die Sprachtherapie in kleineren, oft auch Einzel-Sitzungen statt und ist intensiver, um gezielt auf die sprachlichen Herausforderungen des Kindes einzugehen. In der Regel ist eine Sprachtherapie auch mit einer ärztlichen Verordnung verbunden und wird teilweise von der Krankenkasse übernommen.
Sprachförderung bei Mehrsprachigkeit
Kinder, die von klein auf mit mehreren Sprachen in Berührung kommen, entwickeln ihre Sprachfähigkeiten oft etwas anders als einsprachige Kinder. Beispielsweise kann es sein, dass sie in einer Sprache noch nicht alle grammatikalischen Regeln sicher beherrschen oder manchmal Wörter zwischen den Sprachen vermischen. Das ist völlig normal und ein Teil des natürlichen Sprachlernprozesses. Eine gezielte Sprachförderung kann dabei helfen, den Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit zu stärken, ohne dass sie die Mehrsprachigkeit des Kindes unterdrückt. Dadurch entwickeln die Kinder ihre Sprachfähigkeiten in der Umgebungssprache (z. B. Deutsch) und können sich besser im Kindergarten oder in der Schule ausdrücken und einbringen. Sie müssen dafür aber nicht in die Sprachtherapie kommen, da die besondere Sprachentwicklung bei Mehrsprachigkeit keine „Störung“ ist.
Wo gibt es Sprachförderung?
Es gibt viele Möglichkeiten, wie und wo eine Sprachförderung für Kinder angeboten wird:
Kindergarten: Viele Kitas bieten gezielte Sprachförderprogramme an, die spielerisch gestaltet sind. Dabei wird der Sprachgebrauch im Alltag, etwa beim Spielen, Basteln oder Singen, gefördert.
Schule: In Grundschulen gibt es oft spezielle Förderkurse für Kinder, die mehrsprachig aufwachsen. Hier üben die Kinder z. B. die deutsche Sprache gezielt in kleinen Gruppen, um ihren Wortschatz und ihr Verständnis zu erweitern.
Integrative Sprachförderprojekte: Es gibt viele Programme und Projekte, die speziell für mehrsprachige Kinder ins Leben gerufen wurden. Diese finden manchmal in Form von Freizeitaktivitäten, Ferienkursen oder offenen Treffpunkten statt und zielen darauf ab, den Kindern auf kreative und spielerische Weise Sprachförderung zu bieten.
Lokale Bibliotheken oder Familienzentren: Häufig bieten auch Bibliotheken, Eltern-Kind-Zentren oder städtische Familienzentren Sprachförderangebote an, wie zum Beispiel Bilderbuchlesungen oder Sprachlernspiele, die besonders auf mehrsprachige Kinder ausgerichtet sind.
Vorschulprogramme: Viele Kindergärten und Familienzentren bieten Vorschulprogramme an, die darauf abzielen, die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten auf den Schuleintritt vorzubereiten. In diesen Programmen wird besonders auf Sprachförderung Wert gelegt, damit Kinder sich gut in die Schulzeit einfinden.
Fazit
Beide Maßnahmen haben ihren festen Platz und ihre Wichtigkeit in der Sprachentwicklung von Kindern. Sollten Sie sich unsicher sein, welche Unterstützung Ihr Kind benötigt, sprechen Sie mit Erziehern, Lehrern oder Ihrem Kinderarzt – sie können Ihnen weiterhelfen und bei Bedarf eine Empfehlung für eine Sprachtherapie aussprechen.
Sollte Ihnen die Sprachentwicklung eines Kindes auffällig erscheinen oder Sie Fragen zur Sprachentwicklung im Kindergartenalter haben, zögern sie nicht. Kontaktieren Sie gerne unsere Logopäd*innen!
Foto von Caleb Oquendo auf Pexels.com