Wenn Kinder plötzlich anfangen zu stottern, geraten Eltern schnell in Sorge.Warum stottert mein Kind plötzlich? Geht das wieder weg und wann muss ich mir Hilfe holen?
Man unterscheidet zwischen vorübergehendem Stottern, das in der Sprachentwicklung normal auftreten kann (“Entwicklungsstottern”) und pathologischem Stottern, das eine behandlungsbedürftige Sprechstörung ist. Entwicklungsstottern, in der Fachsprache auch „physiologische Unflüssigkeiten” genannt, ist eine normale Phase in der Sprachentwicklung von Kindern, die typischerweise zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr auftritt. In dieser Zeit entwickeln sich die sprachlichen Fähigkeiten rasch, und das Gehirn muss sehr schnell neue, komplexe sprachliche Strukturen koordinieren. Das führt bei vielen Kindern zu einer vorübergehenden Unflüssigkeit im Sprechen, die auch als Entwicklungsstottern bezeichnet wird.
Was ist Entwicklungsstottern?
Solche plötzlich auftretenden Stottersymptome zeigen sich durch häufige Wiederholungen von Silben, Wörtern oder ganzen Satzteilen und gelegentliche Blockaden, bei denen das Kind Schwierigkeiten hat, ein Wort oder einen Satz zu beginnen. Diese Unflüssigkeiten sind normalerweise mild und inkonsistent, was bedeutet, dass sie nicht ständig auftreten und sich in ihrer Intensität verändern können. Entwicklungsstottern ist in der Regel ein vorübergehendes Phänomen und verschwindet oft von selbst, ohne dass eine spezielle Behandlung notwendig ist.
Wie unterscheidet sich Entwicklungsstottern von pathologischem Stottern?
Im Gegensatz zum Entwicklungsstottern ist pathologisches Stottern (auch als chronisches oder persistierendes Stottern bezeichnet) eine dauerhafte Störung, die nicht von selbst verschwindet und oft eine logopädische Behandlung erfordert. Pathologisches Stottern kann in jedem Alter auftreten, beginnt jedoch häufig im Kindesalter. Es ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
- Häufigkeit und Dauer: Die Unflüssigkeiten sind häufiger und länger anhaltend als beim Entwicklungsstottern.
- Begleitsymptome: Es treten oft sekundäre Symptome auf, wie z.B. Muskelverspannungen im Gesicht, unwillkürliche Bewegungen oder ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten.
- Emotionale Reaktionen: Betroffene Kinder zeigen häufig Frustration, Angst oder Scham in Bezug auf ihr Stottern, was zu sozialem Rückzug führen kann.
Woran erkennt man Entwicklungsstottern?
Eltern können auf bestimmte Anzeichen achten, um zu unterscheiden, ob ihr Kind entwicklungsbedingt stottert oder ob es Anzeichen für pathologisches Stottern gibt:
- Alter und Dauer: Entwicklungsstottern tritt typischerweise zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr auf und dauert oft nur einige Monate.
- Art der Unflüssigkeiten: Entwicklungsstottern beinhaltet oft Wiederholungen von Lauten oder Silben (z.B. “m-m-mein”), während pathologisches Stottern auch starke Blockaden und verlängerte Laute (z.B. “mmmmein”) umfassen kann.
- Veränderlichkeit: Entwicklungsstottern kann von Tag zu Tag variieren und wird in stressigen oder aufregenden Situationen oft schlimmer.
- Emotionale Reaktion: Kinder mit Entwicklungsstottern zeigen selten negative emotionale Reaktionen auf ihre Sprachunflüssigkeiten. Sie scheinen es manchmal selber kaum zu bemerken.
Ab wann sollte man zur Logopädie?
Eltern sollten einen Logopäden aufsuchen, wenn:
- Das Stottern länger als sechs Monate anhält.
- Das Kind deutliche Frustration oder Angst beim Sprechen zeigt.
- Es familiäre Vorgeschichten von chronischem Stottern gibt.
- Die Unflüssigkeiten sehr häufig oder schwerwiegend sind.
- Es zu begleitenden physischen Anzeichen wie Muskelverspannungen oder unwillkürlichen Bewegungen kommt.
Ein frühzeitiger Besuch beim Logopäden kann helfen, das Stottern besser zu verstehen und gegebenenfalls notwendige therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Logopädische Interventionen können darauf abzielen, die Sprachflüssigkeit zu verbessern, die Selbstsicherheit des Kindes zu stärken und Strategien zur Bewältigung der Sprechunflüssigkeiten zu vermitteln.
Fazit
In den meisten Fällen bilden sich die Stottersymptome von allein innerhalb weniger Monate zurück. Sobald die Kinder in der Sprache sicherer werden, kommt es zu weniger Sprechunflüssigkeiten. Wenn Sie bei Ihrem Kind Anzeichen für ein pathologisches Stottern sehen, ist die erste Anlaufstelle der Kinderarzt. Dieser führt eine kurze Untersuchung des Hörens und der Sprache durch. Wenn Ihr Kind Schwierigkeiten hat, wird der Kinderarzt Ihnen Tipps geben und auch eine Verordnung für die Logopädie ausstellen.
Sollte Ihnen die Sprachentwicklung eines Kindes auffällig erscheinen oder Sie Fragen zur Sprachentwicklung im Kindergartenalter haben, zögern sie nicht. Kontaktieren Sie gerne unsere Logopäd*innen!
Foto von Barbara Olsen auf pexels.com