Die Wahl einer Praxis nach der Ausbildung oder nach dem Studium ist oftmals nicht einfach.
Wir empfehlen, dass sich Berufseinsteiger vor dem Start in die erste Anstellung nach der Ausbildung oder dem Studium über folgende fünf Punkte Gedanken machen sollten.
Unsere 5 Tips
#1 Möglichkeiten zur Aus-/Fortbildung
Gerade für Berufseinsteiger:innen ist es wichtig, viel zu lernen. Sicherlich hast du in der Ausbildung oder im Studium viel gelernt. Doch jetzt gilt es das in der Praxis anzuwenden. Gleichzeitigt willst du auch nicht stehen bleiben. Auf zwei Sachen solltest du achten:
1. Welche Unterstützung bekommst du im Alltag in der Praxis?
In der Praxis geht es insbesondere darum, wieviel Zeit hat die Praxisleitung für dich, um dich zu coachen. Oft wird vieles versprochen, geht dann aber im Praxisalltag unter. Mit diesen Fragen kannst du im Bewerbungsgespräch herausfinden, wie vorbereitet die Praxis ist:
- Wer kümmert sich um meine Einarbeitung? Sind dafür feste Zeiten eingeplant?
- Wie viele Patient:innen habe ich in der ersten Woche/ Monat?
- Gibt es regelmäßige Teamsitzungen/ Supervisionen? Welche Themen werden dort besprochen?
2. Wie sieht es mit externen Fortbildungen aus?
Darüber hinaus ist die Möglichkeit von externen Weiterbildungen aus unserer Sicht sehr wichtig, um Dich in einem Wissensaufbau oder einer Spezialisierung zu fördern. Dies kann nicht nur ein zeitliches, sondern oft auch eine finanzielle Unterstützung durch Deinen Arbeitgeber bedeuten.
Hier ein paar Fragen für dein Bewerbungsgespräch in der Praxis:
- Wie werden externen Fortbildungen unterstützt?
- Gibt es finanzielle Unterstützung und/ oder Fortbildungstage zusätzl. zum Urlaub?
- Welche Fortbildungen haben die Mitarbeiter:innen zuletzt besucht?
#2 Das Team
Das Team ist meist ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen eine Praxis. Fühlt man sich wohl, gibt es einen fachlichen Austausch, kann man sich auch mal über Gott und die Welt austauschen und gemeinsam Spaß haben? Gibt es vielleicht auch mal Teamveranstaltungen, wo man die Kollegen besser kennenlernen kann? Wir würden dir empfehlen, das Team einmal kennenzulernen. Im Idealfall lernt man das Team sehr intensiv kennen, zum Beispiel in einem Praktikum. Alternativ solltest du fragen, ob man weitere Therapeut:innen bspw. bei einem Kaffee oder Mittagessen treffen kann. So gewinnst du einen Eindruck vom ganzen Team und nicht nur einer Person.
#3 Patient:innen
Du verbringst den Großteil deines Tages mit Patient:innen und solltest einen Einfluss darauf haben, wen du therapierst. Welche Störungsbilder möchtest Du behandeln, wie viele Patienten sind es pro Tag, welche Pausen hast Du? Aus unserer Erfahrung hat das einen hohen Einfluss darauf, wie Du den Tag empfindest, ist es stressig, repetitiv oder spannend und abwechslungsreich. Natürlich kann man nicht immer nur „seinen Wunschpatienten“ behandeln, aber eine gewisse Rücksichtnahme darauf ist aus unserer Sicht wichtig. Diese Fragen kannst du sehr gut den aktuellen Therapeut:innen stellen. Werden hier leere Versprechungen gemacht, droht schnell Frust.
#4 Umgang mit Minusstunden
Gibt es immer noch, zumindest haben wir uns das sagen lassen. Hier in aller Deutlichkeit: Minusstunden sind ein absolutes No-Go!
Nicht nur sind Minusstunden arbeitsrechtlich nicht erlaubt, sind sind auch einer der Haupttreiber für Unzufriedenheit von Logopäd:innen (siehe unsere Umfrage). Wir empfehlen, dass aktiv im Bewerbungsgespräch anzusprechen: Wie wird mit kurzfristigen Therapieausfällen umgegangen? Müssen diese Stunden ggf. nachgeholt werden? Werden sie vom Gehalt abgezogen?
Wenn Therapeut:innen für kurzfristige Absagen verantwortlich gemacht werden, lautet unsere klare Empfehlung: Finger weg von dieser Praxis!
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5 Über das Gehalt spricht man
In unserer Erfahrung wird das Thema Gehalt an fast keiner Schule/ Uni besprochen. Auch unter Kolleg:innen ist es oft ein Tabu. Das hilft in der Regel nur der Praxisinhaber:in. Geld allein macht zwar nicht glücklich, aber ein gutes Gehalt ist ein wesentlicher Faktor. Was erhält ein Berufseinsteiger und wie verändert sich das ggf. nach der Probezeit? Gibt es zusätzliche Vergütungen (bspw. Fahrtkostenzuschuss, betrieblichen Altersvorsorge, etc.)? Gibt es unter Umständen Faktoren (siehe Punkt 4), die Dein Gehalt negativ beeinflussen können?
Wir sagen es plakativ: Niemand in der Logopädie sollte weniger als 18 Euro die Stunde verdienen. Und das ist das absolute Minimum.
Habt ihr Fragen oder Anmerkungen? Schreibt uns gerne an info@palabra-logopädie.de
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